„Jeder von uns hat einen Engel. Einen Beschützer, der über uns wacht. Wir wissen nicht, welche Gestalt sie annehmen. Heute ist es ein alter Mann…morgen ein kleines Mädchen. Aber lasst euch nicht durch ihre Erscheinung täuschen – sie können gewaltig sein wie ein wütender Drache. Doch sie sind nicht hier, um an unserer Stelle zu kämpfen. Sie flüstern uns nur zu, erinnern uns daran, dass es an uns liegt. Dass jeder von uns die Macht über die Welt besitzt, die wir erschaffen. „
Es kommt selten vor, dass Filme meine Erwartungen um ein vielfaches übertrumpfen, aber wenn es ein Film schafft, mir schon während der ersten 5 Minuten schreckliche Gänsehaut zu verpassen…wow. Dabei bin ich gar nicht mal mit so hohen Erwartungen da rein gegangen. Netter, cooler Ballerfilm war so das Bild, was einem die Poster und auch die Trailer im Vorfeld vermittelt haben. Und auch die Kritiker waren ja nicht so begeistert und haben das Ganze als sexistische, gewaltverherrlichende Schund-Effekthascherei abgestempelt. Und nachdem ich den Film nun gesehen habe, frage ich mich: Haben die den selben Film gesehen wie ich?
Müsste ich den Film platt in einem Satz zusammenfassen, würde ich sagen: „Einer flog über das Kuckucksnest“ für die Computerspielgeneration. (Wer den besagten Film mit Jack Nicholson nicht kennt: Bildungslücke, muss man UNBEDINGT gesehen haben! Oder das Buch lesen!) Man könnte auch sagen: Ein bisschen Inception war auch dabei.
Anders als man meinen könnte, geht es in dem Film nicht um einen Trupp Amazonen in Fetischkostümen, die durch die Gegend ballern und sich dabei an ihren Peinigern rächen. Tatsächlich ist „Rache“ höchstens im zarten Ansatz ein Thema von „Sucker Punch“. Man muss wissen, dass der Film absolut kompromisslos ist. Das, was einem an Brutalität präsentiert wird, wird meistens lediglich impliziert, und das macht es manchmal ziemlich schmerzhaft und unerträglich (vllt. besonders für Frauen).
Es geht um ein junges Mädchen (später Babydoll genannt), das in den 1960ern von seinem Stiefvater jahrelang missbraucht wird und diesem nach dem Tod der Mutter endgültig schutzlos ausgesetzt ist. Als die Situation eskaliert und Babydoll mit der Waffe, mit der sie ihre kleine Schwester vor dem Stiefvater schützen wollte, diese aus Versehen tötet, wird sie in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Unter starkem Medikamenteneinfluss träumt sie sich und ihre Mitinsassinnen in verschiedene Traumebenen, in denen das Ziel klar scheint: Es muss einen Ausweg geben. In ihren Träumen sind sie stark, aber Traum und Realität sind nun einmal nicht dasselbe, auch wenn sie miteinander zu verschmelzen scheinen und es verlockend ist, sich komplett in der Traumwelt zu verlieren.
Es ist eigentlich relativ schwer, die Handlung des Films wiederzugeben, ohne dass es entweder sehr vage oder total bekloppt klingt. Obwohl der Film stellenweise durch die fantasievollen Action-Trancesequenzen (die man auf allen Filmplakaten ausschließlich zu sehen kriegt) echtes Bombast-Epic-Ballerkino ist, ist es meiner Ansicht nach doch wichtig, diese Handlung nicht aus den Augen zu lassen, zumal sehr viel mit Bildsprache, Symbolen und vorallem Musik gearbeitet wird, um bestimmte Dinge zu zeigen oder zu unterstreichen.
Der Einsatz der Musik ist es auch, der den Film zu einem großen Teil so episch macht, wie er eben ist. Dabei ist es manchmal nichtmal mein Geschmack, aber es passt einfach jedes Mal so perfekt. Alleine diese gruselige Version von „Sweet Dreams“ am Anfang des Films (übrigens von der Babydoll-Darstellerin Emily Browning gesungen) ist extrem gänsehauterregend.
Ich denke, es kommt bei dem Film darauf an, was man sucht, erwartet und anzunehmen bereit ist. Wenn man natürlich eine vorgefertigte Anti-Meinung gegen Matrosenkleidchen und Genre Crossovers hat, dann hat man auch keinen Spaß an dem Film. Leute, die nur Woody Allen oder Filme wie Pride & Prejudice genießen, werden ebenfalls enttäuscht sein. Bisschen Nerven muss man schon mitbringen, aber eben auch nicht total abgestumpft sein.
Was mich angeht: Ich hatte Gänsehaut, habe geweint, hatte „Woah?!“ im Gesicht stehen und habe mich unterhalten gefühlt. Besser gehts kaum. *herz*
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